Laptop und Notizblock auf Schreibtisch

#WeRemember


Die Stadt Ochtrup gedenkt am 27. Januar der Opfer des Holocaust. Als sichtbares Zeichen beteiligt sie sich mit allen Fachbereichen an der weltweiten Kampagne #WeRemember, zu der seit 2017 der Jüdische Weltkongress gemeinsam mit der UNESCO jedes Jahr zum 27.1. aufruft – dem Tag der Befreiung des Konzentrationslagers Ausschwitz. In diesem Jahr jährt er sich zum 80. Mal.

Der Appell von Bürgermeisterin Christa Lenderich zum Holocaust-Gedenktag am 27. Januar:


Liebe Mitbürgerinnen und Mitbürger,

Am 27. Januar, dem Tag der Befreiung des Konzentrationslagers Auschwitz 1945 – vor genau 80 Jahren – gedenken wir der Opfer des Holocaust. Deshalb tragen unsere Flaggen an diesem Tag Trauerflor. Auch in der Stadtverwaltung halten wir diese Erinnerung an die dunkelsten Abgründe unserer Geschichte wach. Die Kampagne #WeRemember“ – „wir erinnern uns“ – zeugt davon.

Gedenken darf jedoch nicht in selbstgefälliger Ritualisierung erstarren, die nur der eigenen Entlastung dient. Das wäre ein Missbrauch der Opfer. Jede Generation muss eigene, zeitgemäße Formen des Gedenkens finden und sich neu mit dem Holocaust, seiner Vorgeschichte und seinen Folgen auseinandersetzen. Gedenken ist nur möglich, wenn wir uns die historischen Zusammenhänge vor Augen führen.  Sich an den 27.1.1945 zu erinnern, bedeutet daher auch, sich an den 30.1.1933 zu erinnern.
Der Holocaust stellt den barbarischen Gipfel einer Entwicklung dar, die mit der systematischen Ausgrenzung aus dem gesellschaftlichen und kulturellen Leben begann. Aus der Erinnerung an die NS-Verbrechen erwächst Verantwortung für das Hier und Heute: Menschen, die bei uns öffentlich angefeindet und ausgegrenzt werden, brauchen unsere Solidarität. In Zeiten, in denen Rassismus und Menschenfeindlichkeit auf dem Vormarsch sind, in denen die aggressive Aushöhlung unserer Demokratie in den sozialen Netzwerken um sich greift, müssen wir den Entwicklungen entschieden entgegentreten. Wir brauchen dafür beides: Die emotionale Erinnerung an die unfassbaren Geschehnisse ebenso wie die kritische Reflexion des historischen Kontextes.

Beides erfahren unsere Schülerinnen und Schüler im Geschichtsunterricht. Sie lernen Zahlen und Fakten, und das ist wichtig. Aber sie beschäftigen sich auch mit persönlichen Schicksalen während der NS-Zeit in Ochtrup, gehen auf Spurensuche, besuchen Gedenkstätten. Wo die Opfer einen Namen, ein Gesicht, ein Zuhause bekommen, wird annähernd erfahrbar, was rational kaum vorstellbar ist.

Zum Beispiel sind Schülerinnen und Schüler des Gymnasiums zusammen mit dem Stadtarchiv den Lebensgeschichten jüdischer Mitbürger in Ochtrup nachgegangen und haben dazu Texte für die WDR-Internetseite „Stolpersteine NRW“ aufbereitet. Am 27.1.2025 lädt das Gymnasium zu einem kleinen Stadtrundgang im Rahmen des Stolperstein-Projekts ein. Treffpunkt ist um 14 Uhr am Lamberti-Kirchplatz. Alle Interessierten sind eingeladen, sich dem Rundgang anzuschließen!

Halten wir gemeinsam auf diese und viele andere Weisen die Erinnerung wach, in der Stadt und darüber hinaus. Denn der Blick in die Vergangenheit zeigt uns, was passieren kann, wenn wir nicht wachsam sind und uns unermüdlich für die Einhaltung von Menschenrechten, für Demokratie und Frieden einsetzen.

Ihre
Bürgermeisterin Christa Lenderich