Liebe Mitbürgerinnen und Mitbürger,
Der Jahreswechsel gleicht für mich dem Gipfelkreuz eines Berges. Nicht, weil ich glaube, am 31.12. „alles erreicht“ zu haben, oder gar, dass es von hier aus nur „bergab“ ginge. Vielmehr ist das ein Ort des Innehaltens, des Atemholens – und des Dankens.
Ich danke zuerst allen Ochtruperinnen und Ochtrupern, die sich in Vereinen, Verbänden und Initiativen zum Wohle unserer Stadt engagiert haben. Ob es um die Aufnahme Geflüchteter geht, um bürgerschaftliches Engagement, mehr Miteinander und Menschlichkeit: In krisenhaften Zeiten kommt es auf die handelnden Menschen vor Ort an.
2023 - Was war gut, was weniger? Gerne möchte ich Ihnen an dieser Stelle auch gleich verraten, was mich in den vergangenen Monaten am meisten geärgert hat.
Das sind nicht Sie, liebe Mitbürgerinnen und Mitbürger, die den Zusammenhalt in Ochtrup auf vielfältige Weise pflegen und fördern. Das sind nicht die politischen Gremien, in denen wir diskutieren, aber in gegenseitiger Wertschätzung und als Team daran arbeiten, unsere Stadt gemeinsam voranzubringen – in schwierigen Zeiten mehr denn je. Und das ist nicht die Verwaltung, deren Mitarbeitende in unermüdlichem Einsatz dazu beitragen, dass unser Gemeinwesen funktioniert. Ihnen allen gebührt mein großer Dank.
Es sind vielmehr die Stimmen, die unsere demokratischen Regeln in Frage stellen, gegen politische Amtsträger hetzen, Verschwörungsmythen verbreiten, Europa schlechtreden und auch im eigenen Land das Haar in der Suppe suchen. Natürlich: Demokratische Entscheidungsprozesse sind oft langwierig und scheinen mit dem empfundenen Problemdruck nicht Schritt zu halten. Und sie bedürfen der Kompromisse. Das trügerische Bedürfnis nach einfachen Lösungen und „klaren Ansagen“ gibt populistischen Strömungen Auftrieb. Dabei werden oft die Werte aus dem Blick verloren, die es mehr denn je zu verteidigen gilt: Frieden, Freiheit, demokratische Teilhabe, soziale Absicherung. Sicher: Keine demokratische Ordnung ist so gut, dass sie nicht verbessert werden könnte, und Kritik ist wichtig. Aber statt unsere gesellschaftlichen Errungenschaften mit Füßen zu treten, sollten wir gemeinsam konstruktiv an ihnen weiterarbeiten, im Großen wie im Kleinen.
Ochtrup steht wirtschaftlich insgesamt gut da. Gewerbegebiete wachsen, neue Wohngebiete entstehen. Unsere Feuerwehr konnte ihre neue Wache beziehen: ein ambitioniertes Bauprojekt, bei dem die Sicherheit aller Bürgerinnen und Bürger im Fokus steht. Um unseren Kindern die besten Bedingungen für Bildung und zeitgemäßes Lernen zu bieten, arbeiten wir mit Elan weiter an der geplanten Erweiterung des Schulzentrums. Auf die Fortführung unserer Projekte freue ich mich ebenso wie auf die geplanten Feste und Veranstaltungen 2024.
Nach dem Moment des Innehaltens und Dankens verlasse ich das Gipfelkreuz wieder und setze meinen Weg fort – mit großer Zuversicht, dass wir weiterhin in guter Teamarbeit eine lebenswerte Zukunft in Ochtrup gestalten.
Ihnen allen wünsche ich Gesundheit, Frieden und ein hoffnungsvolles neues Jahr!
Ihre Bürgermeisterin
Christa Lenderich